1. Platz in der Jahrgangsstufe Q2
Larissa Hahn
Gesamtschule Aachen Brand
Zukunftsangst
Das gleichmäßige Klackern der Tastatur dringt durch die Luft wie ein stetiger, fester Herzschlag. Finger fliegen wie von einer unsichtbaren Macht bestimmt, wie im Wahn, in ständig wechselnden Bahnen über die Buchstaben. Durch das offene Fenster zieht ein sanfter Hauch ins Klassenzimmer, der nach Wunder riecht und in der Nase kitzelt. Die Sinne aktiviert, die Atmosphäre verschwimmt, mit einem verschwommenen Blick hab ich eine andere Sicht auf das was vor mir liegt. Denke anders über das, was kommt und geht, was verschwindet und bleibt und wie die Tücken der Zeit für Verwirrung sorgen kann. Die Gedankenwelt die mich einnimmt ist unsichtbar für einen klaren Blick, zu viele Eindrücke, zu viel Licht, zu viel was für andere nicht sichtbar ist. Das Allein sein hier spiegelt auch die Einsamkeit in mir wieder. Die Angst vor dem was kommen wird und kommen kann zerstört mich innerlich jeden Tag Stück für Stück. Zukunftsängste plagen mich, sie sind allgegenwärtig. Aus der Gedankenwelt komm ich nicht raus und die Eindrücke da sind so viel stärker hier, als sie mit klarem Blick je zu sehen wären. Und egal wie viel ich blinzle, Egal was ich tue, die verschwommene Sicht nimmt kein Ende und die Gedankenwelt entlässt mich nicht. Gefangen im Strudel, im Labyrinth, in dem alles verschwimmt und die Gedanken mich erdrücken, erniedrigen, hoch ziehen um mich direkt danach nur tiefer fallen zu sehen.
Denn alles ist endlich, Festhalten an dem was vorbei geht ist bloß verletzend, ich bin verletzlich. Und die Fragen kommen hoch: Sind die Gedanken verletzend um mich vorzuwarnen oder ist es der Verlust an sich, der mir wehtut, mich verletzt. Gefangen im Strudel der Zeit, der mir nicht zeigt, was mir bleibt. Gefangen im Strudel der Zeit, der mir zeigt, was viel zu schnell vergangen scheint. Ich seh bloß das was geht und verschwindet ohne zu wissen was kommt und bleiben kann. Eine Tücke der Zeit. Die Gedanken sind so laut, so laut und erdrückend bis zum letzten Gedankengang, mit einem lauten Knall, der alles ändern kann. Doch es ändert nichts, nicht von allein, denn nur ich kann was gegen die Gedanken tun, die mich begleiten. Ich hab die Macht über die Gedankengänge durch die ich mich bewege, treibe und verändere. Wenn sie mich verändern, verändre ich sie auch, so wie ich sie brauch. Sie sollten mich doch dazu bringen, mich auf die Zukunft zu freuen, auf das was kommt und das ich lächelnd auf das zurückblicke was nun zur Vergangenheit wird, denn so ist der Lauf der Zeit.
Doch die Wahrheit ist egal wie sehr ich versuch meine Gedanken zu kontrollieren, meine Trauer über die Endlichkeit dieser Zeit welche viel zu schnell vorbei zu sein scheint, vergeht nicht. Sie bleibt konstant und versteht sich viel zu gut mit der Zukunftsangst. Das gleichmäßige Klackern der Tastatur verstummt, die Finger bleiben still, das Fenster geht zu, der Duft nach Wundern verflüchtigt sich. Mein Blick klärt sich, holt mich aus dem Gedankenlabyrinth zurück zur Normalität. Doch allein bin ich nicht, die Zukunftsangst begleitet mich.